Chronik der Stadt Kyllburg 800 - 2000
Kyllburg in der Zeit des Ersten Weltkrieges (1914 - 1918 )
Mobilmachung
Es war ein arbeitsreicher Tag, aber auch voll heiliger Freude und tiefer Rührung. Ich werde ihn nie vergessen. ½ 7 Uhr abends trat ein Landwehrmann an meinen Beichtstuhl und sagte: "Herr Pastor, es ist mobil," und ihm und allen, die am Beichtstuhl knieten waren Tränen in den Augen. Männer beichteten mit einer Innigkeit und verabschiedeten sich von mir mit einer Herzlichkeit, daß es mir tief ans Herz ging, Der letzte ging nach abends ½ 11 mit mir aus der Kirche und begleitete mich bis ans Pfarrhaus. Dort drückte er mir tief bewegt die Hand - er war der erste, der aus meiner Pfarrei gefallen ist, schon am 27. August in der Schlacht bei Sedan (Matthias Mohr aus Kyllburg)
Um 12 Uhr nachts wurde der Landsturm alarmiert, und gleich schellten auch schon Männer am Pfarrhause. Inzwischen kamen wieder andere. Ich legte mich noch ein paar Stunden zur Ruhe und ging dann vor 5 Uhr wieder in die Kirche. Herr Kaplan hielt gleich eine heilige Messe mit Kommunion für diejenigen, die mit den 6-Uhr-Zügen fort mußten. In den Frühmessen war die ganze Männerseite bis zu der letzten Bank gefüllt von Kommunikanten, ungefähr 400. Auch im Hochamt war wieder alles besetzt und alle tief ergriffen, besonders durch das Evangelium vom drohenden Unheil und Untergang Jerusalems und der ihm folgenden Predigt
Da Kyllburg für den Kriegsfall Truppen- und Kleiderdepot war, trafen mit den Mittagszügen schon Mannschaften von auswärts hier ein und wurden hier militärisch ausgerüstet. Manche von ihnen hatten in der Heimat nicht die hl. Sakramente empfangen können und besorgten das deshalb hier. So fing am Nachmittag schon wieder gleich die Beichtarbeit an. Wir hörten in den folgenden Tagen zu jeder Zeit Beichte, in den Kirchen, auf den Zimmern, im Pfarrhause und sogar in einem Nebenraum des Depots. Es waren ganz großartige Tage, die Straßen voll Menschen, die vor Aufregung nicht arbeiten wollten, und die Kirchen immer voll Beter. Nun kam das traurige Abschiednehmen unserer Leute. Da begann auch der Transport mit der Bahn und der große Aufmarsch. Zug um Zug rollte unten vorbei. Tausende und Abertausende junge, blühende Menschen, zum grausigen Tod bestimmt. Sie waren so begeistert und sangen immer wieder, daß es einem durch Mark und Bein ging:
"In der Heimat, in der Heimat, da gibt's ein Wiederseh'n!"
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