Chronik der Stadt Kyllburg 800 - 2000
Kyllburg in der Zeit der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus (1918 bis 1945)
Machtergreifung und Gleichschaltung
Quelle: Becker Karl E., Das Kyllburger Land
1933 begann mit der Übernahme der Regierung durch Hitler die Diktatur. Das neue Regime erließ am 8. Februar 1933 eine Verordnung, durch die alle kommunalen Vertretungskörperschaften aufgelöst wurden. Hierdurch sollten dem neuen Regime nicht genehme Mitglieder der Gemeinderäte ausgeschlossen und durch solche ersetzt werden, die das nationalsozialistische System bejahten
Die Vereinheitlichung des öffentlichen Lebens nach den Vorstellungen der Nationalsozialisten setzte ein. Es wurde "gleichgeschaltet." Die meisten Kreistagsmitglieder legten freiwillig oder gedrängt ihre gewählten Ämter nieder, statt dessen rückten Parteimitglieder nach. Unliebsame Bürgermeister oder Ortsvorsteher wurden beurlaubt oder ihres Amtes enthoben. Schon kurze Zeit nach der Machtergreifung hieß es zu diesem Thema in der Bitburger Zeitung am 18. März 1933:
Beurlaubungen
Die Kreisleitung der NSDAP teilt mit, daß außer den Beurlaubungen der Bürgermeister Wilky (Bickendorf), Baur (Kyllburg), der Landjäger Bauer (Dudeldorf), Kröll (Bickendorf) und des Leiters der AOK Bitburg, Kraemer, weitere Ermittlungen eingeleitet sind. Es ist mit weiteren Beurlaubungen in den nächsten Tagen zu rechnen.
Die Diktatur brachte in der staatlichen Verwaltung das sogenannte "Führerprinzip", d.h., es wurde nicht mehr abgestimmt über eine anstehende Frage, sondern der Vorsitzende beschloß und entschied "nach Anhören des Rates" völlig selbständig. Dieser Grundsatz wurde auch in der Gemeindeverwaltung eingeführt und anschließend in der "Deutschen Gemeinde-Ordnung" 1935 gesetzlich verankert. Der Gemeindevorsteher nannte sich nun "Gemeindeschulze." Er war mit unbeschränkter Entscheidungsgewalt ausgestattet, ohne Kontrolle durch den Rat
Wer noch nicht gemerkt hatte, wohin der Wagen lief, dem gingen in den nächsten Jahren die Augen auf. Die Reichskristallnacht hinterließ auch in Kyllburg ihre Spuren
Ein Tag nach der Kristallnacht, am 9. November 1938, ging die Kyllburger Synagoge in Flammen auf
Viele Kyllburger Juden hatten rechtzeitig Deutschland verlassen, die Zurückgebliebenen mußten den verhängnisvollen Weg ohne Rückkehr in die Vernichtungslager antreten
Parteiparade auf der Hochstraße 1936
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