Chronik der Stadt Kyllburg 800 - 2000
Kyllburg in der Zeit des Ersten Weltkrieges (1914 - 1918 )
Rückmarsch
Der Rückmarsch unserer Truppen war mit das Traurigste, was wir vom Krieg zu sehen bekamen. Man hätte weinen mögen, besonders wenn man an den glänzenden Durchmarsch von 1914 dachte. Unsere Soldaten mißgestimmt, teilweise verroht, äußerlich verkommen und innerlich verelendet und demoralisiert, nur von dem einen Gedanken getrieben: "Über den Rhein, über den Rhein!"
Sie stahlen und ließen sich bestehlen, verkauften unberechtigt Heeresgut, Lebensmittel, Lederzeug, Kleidungsstücke, ja Wagen und Pferde. Leider gab es Leute genug, die die Gelegenheit benutzten und sich förmlich ein Geschäft daraus machten, Sachen von den Soldaten zu stehlen oder für billiges Geld einzukaufen.
So ging es beinah 3 Wochen: Immer neue Truppen zogen durch unsere Stadt. Sie führten alle möglichen Gefährte mit sich: Wagen aller Sorten, auch Ochsen und Kühe, Ziegen und Schafe. Der ganze Ort und die Straßen glichen manchmal einer förmlichen Wagenburg. Man mußte oft halbe Stunden an einer Ecke stehen bleiben, weil irgendwo eine Stockung war. An ein Weiterkommen oder Vorbeikommen war nicht zu denken. Die Straßen waren ganz zerfahren, verdreckt und verschlammt. In den Häusern ein fortwährendes Kommen und Gehen von Soldaten. Man wußte meist nicht, wieviele man im Hause hatte. Die Häuser waren alle voll bis oben. Hier im Pfarrhaus hatte ich meist 10-15, aber in den großen Bauernhäusern auf den Filialen waren es 150-200 Mann. Und trotzdem hörte man die Leute kaum klagen über all die Last und Beschwerden, weil sie sich sagten, daß sie das immer noch besser zu tragen hätten als die armen Soldaten, die nach all ihren Strapazen und Leiden und nach all ihren Siegen nun so zurückkommen mußten.
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