Chronik der Stadt Kyllburg 800 - 2000
Kyllburg in der Zeit der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus (1918 bis 1945)
Luftangriffe
Was die Kyllburger Einwohner in große Aufregung und Angst versetzte, waren die häufigen Angriffe der Tiefflieger. Besonders bei gutem Flugwetter war die Gefahr durch sie sehr groß. Da sich in unserer Heimatstadt noch keine Flugabwehr befand, war es für die feindlichen Flugzeuge keine Schwierigkeit, insbesondere das Bahngelände und die Züge unter Beschuß zu nehmen
An einem schönen, klaren Sommertage im Jahre 1943 griffen mehrere Jagdbomber einen Güterzug an, der den zwischen Kyllburg und St. Thomas liegenden Dechen-Tunnel noch zu erreichen versuchte. Da sich zu der gleichen Zeit aber schon ein Militärzug in diesem Tunnel befand, war der zweite Zug dem Bordwaffenbeschuß der Angreifer schutzlos preisgegeben. Für den Lokomotivführer, der sehr wahrscheinlich von dem Angriff überrascht wurde, bestand keine Fluchtmöglichkeit mehr; er wurde in seinem Führerstand durch Bordwaffen getötet
Wenige Wochen später wurden über Kyllburg mehrere kanadische Bomber von deutschen Jagdfliegern in Brand geschossen, so daß sich die Flugzeugbesatzungen mit Fallschirmen retten mußten. In der näheren Umgebung wurden sie dann nacheinander gefangen genommen. Einige der Besatzungsmitglieder waren durch die Folgen des Absprungs schwer verletzt
Im September 1944 hatte der Vormarsch die amerikanischen Truppen bereits bis zur deutsch-luxemburgischen Grenze geführt. Zahlreiche Orte des Kreises Bitburg waren bedroht. Die Rundstedt-Offensive drängte die Amerikaner erneut zurück, brachte aber eine Verschlimmerung der Lage unseres Gebietes und auch Kyllburgs
Am 19. Dezember 1944 zog ein leichter Verband von acht Jagdbombern die Kyll abwärts. Ihr Angriffsziel war ein Militärzug, der vor dem Kyllburger Bahnhof hielt. Durch Bombenabwürfe und Bordwaffenbeschuß wurde der Zug vollständig zerstört. Dieser Angriff kostete 60 Soldaten das Leben. Jener Fall erregte besonderes Aufsehen, da der Vorgesetzte der Soldaten zur Zeit des Angriffs in einem Kyllburger Hotel verweilte und den Soldaten verboten hatte, den Zug zu verlassen. Diese Katastrophe hätte vermieden werden können, wenn der leitende Offizier des Zuges auf den Rat des Bahnhofsvorstehers gehört hätte und den Zug in den nahegelegenen Tunnel hätte fahren lassen
Die Bevölkerung hatte sich noch nicht von dem Schrecken des Angriffs erholt, als Kyllburg am 23. Dezember 1944 von einem schweren Angriff heimgesucht wurde. Gerade war die Luftschutzsirene verstummt, als ein starker Verband feindlicher Bomber angriff. Das Ziel der Flieger war ein Tanklager, das sich auf dem Marktplatz befand. Bei der Bombardierung des Tanklagers sanken eine Anzahl von Häusern in der Stiftstraße in Schutt und Asche. Diesen Angriff mußten 17 Angehörige der Zivilbevölkerung und viele Soldaten mit ihrem Leben bezahlen. Erst am folgenden Tage kamen schwere Flakgeschütze nach Kyllburg, die am oberen Ende der Bademer Straße aufgestellt wurden
Aber bereits elf Tage später, am 2. Januar 1945, kurz nach 11 Uhr, war Kyllburg erneut Ziel eines schweren Luftangriffes. Die spätmittelalterliche St.-Maximin-Kirche erhielt einen Bombenvolltreffer. Auch der angrenzende Friedhof wurde schwer beschädigt
Ruine der St. Maximinkirche
Viele Häuser wurden vollständig zerstört oder mehr oder weniger stark beschädigt. Insgesamt fanden zwölf Einwohner den Tod; von einer Familie starben allein sieben Personen. In den Trümmern des Bahnhofs wurde eine Anzahl von Soldaten getötet
Von panischer Angst ergriffen, flüchtete die Bevölkerung in die verschiedenen Tunnel der näheren Umgebung Kyllburgs, die ihnen den wirksamsten Schutz vor Bombenangriffen boten. Da die Eisenbahnstrecke schon längere Zeit unterbrochen war, konnten die Familien hier behelfsmäßige Baracken errichten
Am 27. Februar gegen 20 Uhr eröffneten die amerikanischen Streitkräfte, die zu diesem Zeitpunkt bereits einen großen Teil des Kreises Bitburg besetzt hatten, ein starkes Artilleriefeuer gegen die Stadt Kyllburg. Mehrere Gebäude wurden durch Volltreffer ganz zerstört. Granatsplitter verursachten bei einigen Häusern hohen Sachschaden. In den Ruinen verlor eine Kyllburger Frau ihr Leben. Der Artilleriebeschuß währte noch bis zum 3. März
Die wenigen Soldaten, die noch in Kyllburg waren, versuchten mit der Sprengung der Kyllbrücken den Vormarsch der alliierten Streitkräfte aufzuhalten. Aber diese Bemühungen waren bereits zu spät.
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zurück: 1939 Kyllburg im 2. Weltkrieg
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