Chronik der Stadt Kyllburg 800 - 2000
Kyllburg in der Zeit der Fürstäbte und Kurfürsten (900 bis 1794)
1. Bauperiode: Mittelalter
Bei vielen Stifts- und Abteikirchen des Mittelalters nahm die Bauperiode einen längeren Zeitraum in Anspruch, und nur bei wenigen monumentalen kirchlichen Bauwerken wurden Chor, Langschiff und Turm in kurzer Aufeinanderfolge von einem und demselben Baumeister fertig gestellt. Dasselbe gilt auch von der Anlage und Vollendung der alten Kyllburger Stiftskirche. Bei aufmerksamer Betrachtung der verschiedenen Bauteile bemerkt auch schon ein weniger kundiger Beobachter, dass unsere Liebfrauenkirche aus drei verschiedenen Bauperioden bestehen dürfte. Dieselben reichen nach unserm Dafürhalten vom Ende des 13. bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts. Die ursprüngliche Gründung der Kirche fällt in das letzte Viertel des 13. Jahrhunderts, wie eine allerdings wenig begründete Lapidarinschrift des 16. Jahrhunderts meldet, welche sich an dem linken Pfeiler unter dem Triumphbogen des Chores da befindet, wo der Auftritt in denselben beginnt. Diese Inschrift in Kleinbuchstaben lautet:
Ad gloriam Dei omnipotentis et in honorem B. V. matris suae omniumque ss. virginum hujus ecclesiae constructio per Rss. D. D. Henricum archiepiscopum Trevirens. ejusdemque illustre capitulum incepta est anno 1276 8. Mai
Zu Deutsch: Zur Verherrlichung Gottes des Allmächtigen und zu Ehren der allerseligsten Jungfrau und Gottesgebärerin Maria und aller hh. Jungfrauen wurde der Bau dieser Kirche begonnen durch den Hochwürdigsten Herrn Erzbischof von Trier und durch das hochangesehene Kapitel desselben im Jahre 1276 den 8. Mai
Die Annahme dürfte Beifall finden, daß noch vor Schluß des 13. Jahrhunderts der engere Chor, desgleichen auch die beiden nächsten Gewölbejoche nebst den dazu gehörigen zwei Fensterstellungen auf beiden Seiten des Langschiffes vollendet worden seien
Da das Marienstift anfangs nicht besonders reich begütert war, wie aus dem Vorhergehenden erhellt, nimmt es den Anschein, dass vielleicht aus Mangel an Mitteln der Weiterbau eingestellt wurde: der Stiftsgottesdienst dürfte, nach Aufführung einer abschliessenden westlichen Sperrwand, in diesem ersten hoch und kühn aufgeführten Bauteil abgehalten worden sein, gleichwie auch bekanntlich am Kölner Dom Jahrhunderte hindurch der Chor durch eine solche Sperrwand abgeschlossen gewesen ist. Zur Begründung dieser Annahme sei hingewiesen auf die in natürlicher Größe veranschaulichte Abbildung (Stadtsiegel) des alten Kyllburger Stadtwappens aus der Mitte des 14. Jahrhunderts, welches den eben bezeichneten älteren Bautheil der Kirche mit einem einfachen Dachreiter und einem westlichen Abschlussgiebel nebst einer großen Eingangstür wiedergibt
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